Der Neuburger Liederkranz wurde im Jahr 1847 gegründet. Die ersten 50 Jahre trat er als reiner Männerchor auf, um die Jahrhundertwende entdeckt man in den Konzertprogrammen auch Werke, für die man einen gemischten Chor benötigte. Es dauerte dann aber nochmals 25 Jahre, bis Frauen offiziell Mitglieder werden konnten.
In der über 170-jährigen Geschichte wechselten glanzvolle Höhepunkte (z. B. die Durchführung großer Sängerfeste, Aufführung der „Missa solemnis“ von L. v. Beethoven) mit schweren Krisenzeiten (Weltkriege, Gleichschaltung in der NS-Zeit). Die Jahre von 1919 bis 1927 zählen zu einer ganz besonders erwähnenswerten musikalischen Epoche. Viele hervorragende Gesangs- und Instrumentalsolisten aus den eigenen Reihen wirkten damals in anspruchsvollen Konzerten mit. Von 1919 bis 1936 und von 1949 bis 1954 besaß der Neuburger Liederkranz sogar ein eigenes Vereinsorchester. Vor dem 2. Weltkrieg setzte sich dieses vor allem aus ehemaligen Regimentsmusikern der „Fünfzehner“ zusammen. Nicht nur kulturell, auch gesellschaftlich spielte der Verein damals eine bedeutende Rolle.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der musikalische Schwerpunkt unter den Dirigenten Anton Grimm und Adolf Fürleger immer mehr auf die Aufführung geistlicher Musik gelegt. Oratorien und Messen wie „Messias“ (Händel), „Jahreszeiten“, „Schöpfung“ (Haydn), „Mozart-Requiem“, „Elias“ (Mendelssohn) kamen zur Aufführung. 1971 rief man unter dem Dirigenten Hartwig Pobitschka die „Baringer Kirchenkonzerte“ ins Leben (zusammen mit dem Schrobenhausener Kirchenchor St. Jakob), bei denen viele der bekanntesten Messen und Oratorien bis hin zum „Brahms-Requiem“ auf dem Programm standen. 1974 sendete Georg Lohmeier sogar einen 25-minütigen Beitrag über die Baringer Aufführung des „Bruckner Te Deums“ in der Abendschau.
In den Siebziger- und Achtzigerjahren konnten sich die beiden Chöre auch bei den damals noch stattfindenden Ingolstädter Chortagen des Bayerischen Sängerbundes auszeichnen. Nach 24 Jahren endete diese musikalische Ehe zwischen Neuburg und Schrobenhausen, zuletzt sang der Liederkranz in „Baring“ mit dem „Chor „Windrose“ und dem „Neuburger Madrigalchor“, dabei erklangen auch moderne geistliche Werke wie die „Palmerimesse“ und das „Stabat mater“ von Karl Jenkins.
Ein musikalischer Ausgleich zu den Kirchenkonzerten waren und sind die Auftritte des Neuburger Liederkranzes beim Neuburger Schlossfest (u.a. mit „Carmina Burana“ v. Carl Orff), und selbstverständlich die seit 1979 vom damaligen Vorstand Albert Basel initiierten „Faschingskonzerte“, bei denen die kommunalpolitischen Ereignisse in einer Art Musikkabarett auf die Schippe genommen werden.
Der Neuburger Liederkranz, der bereits die Zelter-Plakette (1974) und den Kulturpreis der Stadt Neuburg (2000) in Empfang nehmen konnte, wurde im neuen Jahrtausend von Alexander Haninger und Michael Beck geleitet. Derzeit schwingt Martin Göbel den Taktstock.
Albert Basel